Die Blase der Gedanken

Irgendwann wird es eng.

Und wenn es eng ist, wird es noch enger. Bis die Luft fehlt...

 

Lässt sich eine Angststörung auf einen Level halten? Kontrollieren? Lässt sie sich aushalten? Lässt sich das Leben darauf abstimmen?

 

Angst mietet sich gerne ein. Am liebsten nutzt sie großen Wohnraum. Wenn es ihr zu eng wird, zwingt sie Dich ihr noch mehr zu überlassen. Viele Betroffene können nur nachgeben. Sie geben immer mehr von sich und ihrem Leben ab. Sie leben irgendwann in einer kompletten Enge des Lebens. Sie sind ständig auf der Hut möglichst alles kontrollieren zu müssen. Nur Nuancen von Veränderungen im Alltag könnten eine dieser gefürchteten Panikattacken auslösen. Es ist anstrengend. Mühevoll und ja sind wir ehrlich, es ist gar nicht zu bewältigen. Es geht gar nicht. Die Angst ist immer die, die den Dirigentenstab in der Hand hält. 

 

Aber lässt sich überhaupt alles kontrollieren? Ist es möglich penibel darauf zu achten, dass jeder Tag möglichst gleich verläuft? Sehr viele nutzen die gleichen Wege um von A nach B zu gelangen, führen Rituale ein.  suchen verkrampft nach Sicherheiten. Verlassen sie das Haus, führen sie oft "Gegenstände für die Lebensrettung" mit. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Entweder die "Notfall-Pille", der Traubenzucker, die Kreislauftropfen, das "Ablenk-Handy" (auch um die notwendige Rettung anzurufen) usw. Nur mit diesen Gegenständen gibt es ein etwas besseres Gefühl. Angst"menschen" werden wahre Meister um ihren Geist zu belügen. Oft geschieht es aus Ohnmacht und einfach purer Verzweiflung. Der Körper sendet ja schlussendlich jeden Tag bedrohliche Signale. Der ständige Schwindel, die Schwäche in den Knien, die "komplexen" Sehstörungen und ständig der schwebende Gedanke "es könnte die Kontrolle" verloren werden. 

 

Viele messen jeden Tag und oft auch im Stunden-Takt ihren Blutdruck. Einige landen bei ihrem Hausarzt und bekommen Beta-Blocker. Andere befürchten, dass das Herz aufhören könnte zu schlagen und erklären sogar:" Ich habe gar nichts fühlen oder hören können". Viele können stundenlang "Google" nutzen und finden garantiert immer eine Erklärung unter einer bisher einfach nicht diagnostizierten Krankheit zu leiden. Es entsteht eine nahezu fanatische Suche nach Erklärungen. Warum geht es mir so? Warum habe ich gerade wieder mehr Angst? Warum fühle ich mich so unruhig? Warum kann ich nicht schlafen? Warum befürchte ich etwas nicht zu schaffen? - Die "Warum"- Suche endet in einer Endlos-Schleife. Erklärungen finden sich garantiert und auch immer, aber lindern sie die Angst? 

 

Ich kann aus meiner Erfahrung versichern, dass Angst nicht auf einem Level zu halten ist. Sie ist weder zu kontrollieren, noch lässt es sich mit ihrem Aufenthalt arrangieren. Irgendwann erlebt jeder Betroffene, der glaubt, dass er es könnte, einen Moment genau dieses zu erkennen. Angst ist ein unliebsamer Gast, deren Aufenthalt ganz unterschiedlich verlaufen wird. Du könntest sie freundlich bewirten und hoffen, dass sie eines Tages wieder von alleine verschwinden wird. (Wird sie eher nicht). Du könntest sie ignorieren und missachten. (Sie wird Dich anschreien). Du könntest mit ihr diskutieren und sie bitten Dich zu verlassen. (Frech ins Gesicht wird sie lachen). Du könntest sie akzeptieren und mit ihr in eine WG ziehen. (Vermutlich haltet es ihr es eine Weile gut aus, aber sie wird eines Tages garantiert wieder ihren Platz fordern). 

 

Gedanken der Angst stecken oft in einer Blase fest. Es erfordert viel, diese Blase aufzustechen und zu erleben, wie es sich ohne leben wird. Kontrolle abgeben, loslassen, leben und erleben.. Jahreszeiten, Monate, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden - Momente. Die Zeit ist so greifbar, wie ungreifbar. Unaufhaltsam vergeht sie. Egal an welchem Ort. Es ist tatsächlich egal, ob Du gerade in Afrika sitzt oder wie ein Würmchen wimmernd in Deinen vier Wänden. Die Zeit wird vergehen. Ob Deine Gedanken in der "möglich gefährlichen Zukunft" hängen oder im "Jetzt". 

 

Die Angststörung - ja, auch die Panikattacke ist ein Konvolut aus Gedanken (die blitzschnell entstehen), die mit der Zukunft zu tun haben. Wenn Du es schaffst Dir das selbst anzusehen, dann wirst Du es erkennen. Jedes "Aber" - jedes "Vielleicht" schafft Wohnraum für die Angst. Es gibt nicht den perfekten Tag, den besten Moment oder die schlaue Erkenntnis, dass es einfacher werden könnte. Es geschieht nicht einfach so. Das kannst Du Dir getrost abschminken.

 

Es fühlt sich an wie ein Bungee-Sprung. Der erste Sprung sich seiner eigenen Gedanken zu widersetzen. Werde zum Rebell. Die Stimme im Kopf (der Angst) ist nicht die Gegenwart. Sie ist die Zukunft. Die Zukunft kennen wir aber nicht. Niemand. Auch die Angst nicht. Der Anlauf zum ersten Sprung ist immer gewagt. Er wird sich niemals einfach anfühlen. Aber er ist sehr wertvoll. Dieser Sprung wird Dir etwas zeigen. Er wird Dir zeigen, dass Deine Gedanken nur Gedanken sind. Die Befürchtungen werden nicht wahr werden. Wenn Du es wagst, dann hilft Dir vielleicht, dass Du selbst an Dir erkennst, wie Deine Gedanken in die Zukunft wandern wollen und Dir ganz furchtbare "Geschehnisse" einflüstern wollen. Du wirst Dich vielleicht "in Todesgefahr" fühlen und Dein Körper wird Dir Signale setzen. Es wird sich so anfühlen, dass Du es niemals schaffen wirst. Wirst Du aber.  Werde auch hier zum Rebell! Nimm es an und balle die Faust! Sage Dir: Ich bin bereit zu sehen, was wirklich passieren wird! Ich kann es nicht wissen. Oder willst Du ein Leben voller möglichen Dramen? Eventualitäten? 

 

Ich weiß, dass eine Panikattacke furchtbar ist. Sie ist ein ganz schlimmer und grausamer Zustand. Sie ist aber nicht gefährlich! Natürlich ist das leicht gesagt, Aber eine Panikattacke kann auch nur so eskalieren, weil Du Ihr Applaus gibst (Gedanken der Zukunft). Du führst sie zum Erfolg. Nur Du! Sie führt Dich nicht. Auch, wenn es sehr viele irrtümlich glauben. Sei bereit dem "Teufel" in die Augen zu sehen. Die Gedanken werden im Vorfeld schlimmer sein, als in der Realität. 

 

Lebe jetzt! Verstehe das "JETZT"! Ich weiß, dass schaffst auch Du! 

 

 

 

 

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