Meisterklasse oder Looser - Gesellschaft am Rand

Betroffene einer Angststörung zeigen sich oftmals sehr empathisch, offerieren in der Regel eine bedingungslose Hilfsbereitschaft und präsentieren sich als wertvoller Zuhörer.. Mitgefühl/Empathie ist oftmals ein wesentlicher Bestandteil ihrer Persönlichkeit. Dabei wünschen sie sich selbst oftmals nur ein zartes Schulterklopfen, einige Funken Verständnis und etwas Hilfe für sich, denn meist tragen ihre Schultern schwere Lasten.  Warum kann Verzweiflung dennoch so groß werden, dass das eigene Leben sinnlos erscheint? 

 

Immer wieder erlebe ich viele Menschen, die eine seelische Krise (Angststörung/Depression o.a.) erleiden (oder auch erlitten haben), dass sie sich sehr mitfühlend präsentieren. Sie teilen offen ihre empathischen Gedanken mit, versuchen auch zu motivieren oder aufzumuntern, dabei geht es ihnen manchmal selbst auch nicht besser. .Tatkräftig entwickeln sie eine schnelle Hilfe, haben oftmals beeindruckende, spontane Hilfestellungen parat, um andere aus einer akuten Krise zu retten. Sehr viele Menschen behalten diesen Ansporn "Helfen zu wollen" auch weiterhin, obwohl sie ihre eigene schwere Zeit unlängst überwunden haben. Sie opfern bereitwillig ihre Freizeit, um andere zu stärken. Sie erinnern sich an ihre schwere Zeiten und können daher fix erfassen, was der "Mitmensch" gerade durchmacht. Wo sie selbst straucheln, finden sie den passenden Trost. Große Wellen der Empathie finden sich auch in der virtuellen Welt. Schicksale werden mitfühlend kommentiert, Worte des Mutes gesetzt. 

 

Bedeutet das nicht sogleich das Menschen, die mit ihrem Leben hadern diejenigen sind, die andere motivieren? Bedeutet es nicht auch, dass gerade diejenigen, die selbst auf Hilfe hoffen, die größte Anteilnahme an dem Leid der Anderen zeigen? Gerade politisch schlittert das Land in eine Zeit der Aufruhr. Es mehren sich kritische Stimmen an die Verantwortlichen des Landes.. Es entstehen gefährliche Gruppierungen. Sehr schnell wächst Hass, Wut und Egoismus. Die eine Seite bekämpft die andere Seite - dabei vergessen oftmals beide was demokratisches Denken bedeutet. oder was ein gegenseitiges Zuhören und Zureden für einen Wert besitzt. Schockiert hat auch der vermutliche, dramatische Tod des einstigen DSDS Anwärters Daniel Küblböck. Was muss in einem Menschen vorgehen, der so unsagbar verzweifelt sein Ende sucht? Wie viele Menschen wählen diesen Weg - still und leise - und enden als Randfigur der Gesellschaft! 

 

Unsere Gesellschaft gibt wenig Raum, wenig Platz für Menschen, die "Anders" sind. Oftmals wissen es diejenigen ja selbst, dass sie anders sind, können ihr "Anders-Sein" aber nicht abstellen. Warum sollten sie es auch? - Ihnen schlagen hohe Wellen entgegen. Sie passen nicht in die Schubladen. In ihrem Alltag könnten sie Fachbücher über Mobbing erstellen. Sie könnten über Häme und Unmut berichten, Referate über Hass und Missgunst halten.. Oft sind es Menschen mit ganz besonderen Talenten. Sie können oft das, was die meisten nicht können und sind einfach schlecht in dem, was sehr viele können. Warum schaut die Gesellschaft immer wieder weg? Warum müssen diese vielen Menschen den Weg eines Freitods wählen? Warum verlernen wir immer mehr uns gegenseitig zu respektieren? Was bewegt Menschen Aufmerksamkeit zu fordern, in dem sie gegen die wichtigen, menschlichen Werte mit voller Absicht verstoßen? 

 

Vermutlich werden psychische Erkrankungen noch weiter ansteigen. Vermutlich können wir den Tabu-Themen nicht länger entkommen. Es reicht nicht aus im virtuellen Netzwerk "Menschen mit einer anderen Gesinnung" zu löschen oder Konfrontationen zu meiden. Gerade in der Politik vermisse ich die "intellektuellen", klugen Stimmen. Ich vermisse die Lenker, die Denker, die sich nicht verstecken und Verantwortung scheuen.  Ich mag nicht die Phrasen zahlreich gesteuerter Journalisten, die sich am Schachbrett der Phrasen mit sicheren Zügen bewegen. Es könnte lauter hallen, ohne hässlich zu werden. Wir müssen nicht rechts enden und wieder blutig triefende Geschichte schreiben. Auch links müssen wir nicht marschieren und all´ das "nationale" verachten. Ich glaube hier erzählen ganz andere Menschen und hören sich nicht mehr gegenseitig zu.  Es mangelt an sozialen Denken und Werten. Es fehlt oft das "winzige" Schulterklopfen für den Menschen, der um die Ecke wohnt und anders ist. 

 

Angst ernährt sich aus vielen Quellen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

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