Gedanken entwaffnen

Ein Problem mit dem Moment

 

Bei einer Angststörung fehlt oftmals das Begreifen und Erleben des Moments. Die Gedanken springen förmlich permanent nach vorne. "Ist alle gut? Stimmt alles mit meinem Körper?", oder "Was wäre wenn...!". Blitzschnell formen sich Gedanken, Sorgen und Befürchtungen. Blitzschnell entstehen "Bilder" im Kopf. Es geschieht jederzeit - an jedem Ort. Egal wo. Du wachst damit morgens auf und gehst damit ins Bett. Oft raubt es Dir den Schlaf. Es vergeht kein Tag an dem Du die Angst nicht beobachtest oder bewertest. Du kannst Dir auch sicher sein, dass sie sich immer wieder melden wird.  Manchmal scheint sie etwas leiser zu werden, aber dann ist sie plötzlich wieder ganz laut. Sie fragt Dich auch nicht um Erlaubnis. Sie ist nerviger als jeder ungebetene Gast. 

 

Der Moment vergeht. Jeder. Ganz einfach - ob Du Angst hast oder nicht. Du hast nur verlernt ihn zu erleben. Bewusst.  Früher war ich selbst in Gesprächen (de mir zugegeben nicht leicht fielen), doppelt konzentriert. Gespräche ergaben sich oft zufällig. Eine Nachbarin, die Pakete abholte, Bekannte die zu Besuch kamen oder jemand aus der Verwandtschaft, der spontan vor der Tür stand. Menschen unterhalten sich. Selbst in einer Unterhaltung hatte ich ständig die innere "Überwachung" auf "ON". Ich checkte ob mich meine Knie tragen würden oder fühlte mit dem Finger am Hals nach meinem Puls. Je länger ein Gespräch oder Besuch dauerte, desto anstrengender wurde es für mich. Ich wollte gerne sitzen oder noch mich ganz schnell wieder entfernen. (und wenn es nur der Weg ins Bad wäre). Es war sehr kräftezehrend. Da war das Gespräch, der inhaltliche Austausch und gleichzeitig die innere Überwachung. 

 

Es könnte ja... Ich könnte ja.... Mein Körper könnte ja... Und jeder Moment passierte. Einfach so. Mit Anstrengung oder ohne! Aber wie sollte ich das stoppen? Damals war ich nicht einmal in der Lage gewesen zu erkennen, was ich da eigentlich für einen Unfug getrieben hatte? Meine ganze Konzentration auf ein "Desaster" zu warten, war doch unnötig gewesen. Niemals hätte mich mein "Aufpassen" bewahrt nicht aus den Latschen zu kippen, krank zu werden oder was ich sonst noch für schlimme Szenarien hatte vermeiden wollen.  Fixiert auf die "scheinbar" unerträglichen Symptome verstand ich nicht, was da eigentlich passierte.

 

Ich war nie im Moment. Niemals hatte ich diesen Moment bewusst erlebt. Jeder Moment hatte meiner Angst gehört. Denkt darüber nach, wie wertvoll jeder Moment in Eurem Leben ist. Wollt ihr diesen wirklich mit einem "Desaster" füllen oder auf Symptome achten, die Ihr alle schon so oft erlebt und durchlebt habt und "eigentlich" nichts passiert ist? Schaut Euch Eure Gedanken genauer an - vielleicht könnt Ihr es auch bei Euch entdecken, dass Ihr den Moment verpasst.