Kein Therapieerfolg? Was nun.. ?

Betroffene berichten sehr häufig davon. "Ich habe eine Therapie gemacht und dennoch stehe ich wieder am Anfang". Verbunden ist diese Erkenntnis oft mit dem Gefühl ein Versager zu sein.. Mit großer Hoffnung, Elan und dem festen Willen sei man in die rettende Therapie gestartet. Anfangs hatten sich zwar kleinere und auch größere Fortschritte gezeigt, aber "aktuell sei die Angst schlimmer als je zuvor". Schnell wird die Frage nach dem Warum formuliert, verzweifelt überlegt welche Ursachen hier der Dompteur seien. 

 

Fast alle Betroffenen einer Angststörung/Panikstörung erleben genau dieses. Durch eine Therapie geht es ihnen eine Zeitlang wieder etwas besser oder auch richtig gut - bei einigen scheitert von Anfang an die Therapie und sie kommen keinen Schritt weiter. Viele verweigern irgendwann weitere Versuche einer Therapie und halten sich im Internet auf, immer wie Sherlock Holmes auf der Suche nach der alternativen "Lösung".

 

Im Internet wird viel versprochen und vermutlich auch auf die Verzweiflung "gesetzt". Schließlich lässt sich damit gut verdienen. Es gibt eine Litanei von Büchern, die versprechen: "In X-Tagen ohne Angst". Die Betroffenen werden niemals müde und finden garantiert jedes YouTube Video, was sich mit "ihrer Problematik" auseinandersetzt. In den letzten nahezu neun Jahren - seit Beginn meiner Facebook-Seite, die sich an Betroffene richtet, kann ich beobachten wie viele "Betroffene" sich von einem Angebot zum nächsten hangeln oder wie sie von einer "Gruppe" in die nächste wandern.  Stets auf der Suche nach "Austausch", Hilfe und der Rettung. Manchmal ist ihr Ehrgeiz und ihre Motivation einzigartig, bewundernswert. Diese verzweifelte Suche zeigt jedoch auch wie groß ihr Leidensdruck ist. Bei vielen Betroffenen, die über viele Jahre an Angst und Panikattacken/generalisierter Angststörung leiden führt diese Störung zusätzlich zu einer Abgrenzung aus dem gesellschaftlichen, sozialen Leben sowie zu finanziellen Schwierigkeiten. Viele landen beim "Jobcenter". Dort beginnt ein weiteres Spießrutenlaufen. Mir sind einige Fälle bekannt, die seit Jahren von Gutachter zu Gutachter geschickt werden. Nennen wir sie "Janine" aus einer großen Stadt in Deutschland. In den letzten 3 Jahren wurde "Janine"  bereits zweimal zum Gutachter (EU-Rente) und dreimal zu einem Gutachter vom Jobcenter geschickt. Für die Betroffene jedes Mal eine große Belastung, denn auch so verbleibt ihre Zukunft unklar. Das zeigt deutlich auf, dass "psychische Erkrankungen" ein wichtiges und sehr ernstes Thema ist, dass nicht in Vergessenheit geraten sollte. 

 

Dennoch ist es nie zu spät. "Time for Change". Nicht jede Therapie führt gleich zum Erfolg. Häufig sind mehrere Anläufe von Nöten. Auch wenn es nicht so aussieht, ist es gelegentlich ein längerer Weg, um ans Ziel zu kommen. Jede Motivation etwas gegen die Störung zu unternehmen ist garantiert nicht falsch. Es gibt auch leider kein "Rezept" wie der Weg zu gehen sein muss. Es gibt vermutlich ganz viele, sehr unterschiedliche Wege, die zum Ziel der Besserung oder Auflösung der Störung führen werden. Aufgeben sollte nie die Lösung sein oder die Idee sich mit seinen Ängsten abzufinden. Viele "nehmen" die Angst auch einfach mit durch ihren Alltag und tragen sie immer auf den Schultern. Vielleicht leben einige Menschen sogar einigermaßen zufrieden damit. Das entscheidet ja jeder Betroffene selbst. Die allermeisten werden tätig, wenn es ihnen wirklich sehr schlecht geht.  Häufig übernehmen Partner die Rolle das Alltagsleben zu bewältigen. Sie werden zum Ernährer der Familie, zum Chauffeur, zum Einkäufer,... und stärken aus Liebe zum Partner unbewusst das Gewicht der Angststörung. und schmälern die Motivation einen weiteren Therapieversuch anzustreben. Sehr viele Therapien beinhalten die Suche nach den Ursachen der Angst. Es kann angesprochen werden, aber es sollte nicht zentral therapiebestimmend sein. 

 

Es ist verständlich, dass "Rückfälle" situationsverschlimmernd wirken und das die Motivation weniger wird,. Aber ist ein Leben mit täglicher Angst und der "inneren, kontrollierenden" Bewachung einfacher oder besser`? 

 

 

„Ein Leben mit absoluter Sicherheit – ohne jedes Risiko – ist eine Fantasie  - lebendig zu sein bedeutet Risiko.“ So die französische Risikoforscherin und Philosophin Anne Dufourmantelle

 

https://ze.tt/zwei-junge-frauen-erzaehlen-von-ihrem-weg-aus-der-angst/

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