Ein schwieriger Fall - Keiner versteht mich

Mit einer Panikattacke begann es. Scheinbar aus dem Nichts krallten sich schmerzhaft Fingernägel in ihren Nacken. Der Tag X änderte alles in ihrem Leben. Von jetzt auf gleich. 

 

So beschreiben es viele Betroffene. Die erste Panikattacke, die auch als Todesangst beschrieben wird, hinterlässt Spuren und ist oftmals der Startschuss in ein "anderes" Leben. Wenn sie nicht frühzeitig diagnostiziert wird, manifestiert sie sich. Eine Angststörung kann zum kompletten Rückzug aus dem sozialen Leben führen. 

 

Für Angststörungen gibt es ein vielfältiges Therapieangebot. Viele Patienten landen nach einer Diagnostik durch Hausarzt/Facharzt bei einem Therapeuten. Angststörungen werden immer noch nicht gleich erkannt, wobei eine wichtige Rolle dabei spielt, dass die Patienten oft Schmerzen, Schlafstörungen oder andere somatische Störungen beschreiben. Das die Angst das Leitsymptom ist, wird oftmals nicht vom Patienten beschrieben oder gar erfasst. Daher ist eine genaue Diagnostik wichtig. Sehr häufig wird eine kombinierte Therapie angeboten. (Psychotherapie und Pharmakotherapie). Erfahrungsgemäß hat die kognitive Verhaltenstherapie (Expositionstraining/Konfrontationstherapie) Effizienz.  Die Therapieplätze sind allerdings rar - viele Betroffene erleben lange Wartezeiten und nicht in jedem Fall verläuft sie positiv. 

 

Warum gilt die kognitive Verhaltenstherapie (Expositionstraining/Konfrontationstherapie) als Therapie der 1. Wahl bei Angststörungen? Bei dieser Form einer Angsttherapie begibt sich der Betroffene bewusst in die Situation, die er aus Angst vermieden hat.  Er wird angeleitet sich der Angst zu stellen und er erlebt, dass er damit "umgehen" kann und keine reale Gefahr besteht. Es wird gewünscht, dass der Betroffene seine körperlichen Symptome, die er als gefährlich und unüberwindbar beschreibt, doch aushalten kann und sogar erleben wird, wie sie von ganz alleine wieder abebben werden. Offenbar verzeichnet diese Therapieform eine hohe Erfolgsquote, wird aber auch als extrem anstrengend beschrieben. Sich seiner Angst zu stellen und nicht zu flüchten kostet Überwindung. Es mag durchaus sein, dass bei einigen Patienten diese Therapie zu einer deutlichen Verbesserung oder einer besseren Stabilität führt. Ich lese aber auch immer wieder von Rückfällen oder gescheiterten Therapien und Misserfolgen. 

 

Gerade Betroffene, die schon viele Jahre unter einer Angststörung leiden, sind offenbar sehr schwer zu therapieren und werden oft zum "hoffnungslosen" Fall degradiert. Für einige dieser Fälle fehlt ein passendes Therapieangebot, denn für manche Patienten ist es unvorstellbar überhaupt das Haus zu verlassen. Es ist unglaublich schwierig für diese Menschen Hilfe zu finden. Für schwere Fälle gibt es die Möglichkeit einer "aufsuchenden Therapie". Das kann ein Anfang sein, denn so kann die Therapie von zu Hause aus erfolgen. 

 

Persönlich sehe ich die kognitive Verhaltenstherapie auch durchaus kritisch. Früher warf man dieser Therapieform oft vor, dass sie lediglich die "Symptome" bekämpfen würde und nicht ihre Ursache(n). Hier wurde die Strategie bereits verändert.  Eine wichtige Erkenntnis war, dass die kognitive Verhaltenstherapie durchaus den Betroffenen durch "ausgestandene"  Expositionen wieder "Mut" vermittelt sich wieder aktiver Situationen auszusetzen, die er zuvor vermieden hat. Allerdings verbleibt auch bei einer kognitiven Verhaltenstherapie weiterhin "Ehrfurcht" vor einer Panikattacke. 

 

Der gesamte Entstehungsprozess einer Angststörung fällt oftmals aus dem Raster und wird den Betroffenen viel zu wenig in seiner Therapie erläutert. . Dabei ist das sehr wesentlich für den Betroffenen. Viele glauben felsenfest, dass die Angst "sie knallhart überkommt". Sie würden schwören, dass es so sei. Ein ständiger Ringtanz zwischen Denken und Fühlen entsteht so. Es wird auch ständig angenommen, dass nur "gekämpft" werden müsse. Es werden "Entspannungstechniken" oder "Ablenkungsmanöver" eingetrichtert und die "empfunden Angst" einer Zahlenskala zugeordnet.  Das kann alles ein wenig lindern, aber dennoch bleibt die Angst so weiterhin mit im Alltagsboot sitzen. Einige schaffen es ihr Berufs- Alltags und Familienleben irgendwie zu arrangieren. Manchmal geht es über eine längere Zeit gut - manchmal auch nicht. Zu häufig führt auch diese Therapieform nicht zum angestrebten Erfolg.

 

- Teil 2 folgt - 

 

 

 

 

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