Mischmasch im Kopf - Therapie Teil 2

Wer Hilfe sucht - wird sie finden! Aber was bedeute es, die richtige Hilfe zu finden. Wie schaffe ich es aus dem immensen Therapie-Angebot das für mich passende Angebot zu wählen? Gibt es eine Garantie dafür, dass ich das überhaupt finde? Soll ich das nicht dann gleich lieber lassen? 

 

Experten-Suche, Anleitungen, Fachbücher, Social-Media? Schlaue Köpfe, ehemalige Betroffene, Coaches, Psychologen, Fachärzte, - Kapazitäten. Was tun?

 

Zunächst gestehe ich, dass auch ich auf dieses Konvolut an Fragen keine schlaue Antwort geben kann. Dafür sind wir alle viel zu unterschiedlich. Ich vermute auch, dass es nicht nur diesen einen Weg gibt. PENG! - die Angststörung ist verschwunden. Das ist sicherlich eine Wunschvorstellung. Aber da könnte ein  Lottogewinn wahrscheinlicher sein. 

 

Als ich noch an dieser gelitten hatte, gab noch kein Internet, kein Social-Media Angebot, allerdings eine Zeitschrift, (DASH aus München, Herausgeber der DAZ (Deutsche Angst-Zeitschrift), die sich intensiv bemühte Betroffenen eine Hand zu reichen und Hilfestellungen zu offerieren. Über diese DASH in  ihrer Zeitschrift DAZ  gab es die Möglichkeit Brieffreundschaften zu anderen Betroffenen aufzubauen. Von damals stammt tatsächlich auch noch ein Kontakt, der bis heute noch vorhanden ist. Aber "virtuelle-Selbsthilfe-Gruppen", der direkte Dialog mit anderen - das alles hatte es nicht gegeben. Auch keine You-Tube Videos, in denen Betroffene (Was müssen die für Mut haben?) in bewundernswerter Offenheit einen schonungslosen Einblick in ihr Privatleben geben. Vermutlich tut es vielen gut.. Erfahren, da ist noch jemand, dem es genauso dreckig geht wie mir. Persönlich sehe ich es aber nicht als bedingungslos hilfreich an. In vielen "Selbsthilfe-Gruppen" entsteht nicht selten eine Eigendynamik, in der sich Betroffene mit ihrem Wissen, Ratschlägen, eigenem Symptombeklagen gegenseitig wie in einer Art Wettkampf übertrumpfen. Sind wir doch alle einmal ehrlich! Hinter dem Monitor tippt es sich oftmals so herrlich einfach! Da sitzt keine kritischer Gegenüber! So ist es auffällig, dass manche Leidgeplagte von einer Gruppe zur nächsten hüpfen und oftmals auch immer ganz schnell anecken und weiter wie ein Nomade ziehen. Das ist ein ganz "heißes Eisen", dass sich jeder gut überlegen sollte, ob es für ihn hilfreich ist oder nicht. Gerade der "Symptomvergleich" (Hast Du das auch?) oder eben das Anraten zu jener Pille mit dem und dem Namen zu greifen kann auch nicht ungefährlich sein.. Plötzlich mutiert jeder zum Experten. Manche sehen das Thema "Angststörung" sehr technisch, andere tief-emotional oder auch als "Begleiter für die Ewigkeit". Alles ist dabei. Ob Dir das schadet oder nützt`? Das musst du für Dich selbst herausfinden. Eins vorweg - Du benötigst jedenfalls ein starkes Nervenkostüm. 

 

Ich möchte auch nicht jedes Hilfsangebot denunzieren und als unsinnig beschreiben. Es gibt einige sehr kluge Köpfe, die die Entstehung und den Umgang (geeignetes Therapieangebot) sehr gut erklären. Hier erwähne ich gerne Waltraud Gauglitz http://ohne-angst.com/ . Sie steht nur als Beispiel für einige andere auch. Auch die https://www.angstselbsthilfe.de/ bietet viele Informationen für Betroffene. Meine persönlichen Erkenntnisse entnehme ich aus meinem Therapie-Erleben mit Herrn Wolfgang Siegel - https://wolfgang-siegel.de/ .

 

Zuvor habe ich einige andere Anlaufstellen vergeblich durchlaufen - Professoren wie u.a. Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf, Ruhr-Universität Bochum. Ich habe sehr viele Impressionen über ein ganz unterschiedliches Therapieangebot sammeln können . Es war auch damals schon ein Therapie- Dschungel. Wer auf eine medikamentöse Behandlung setzt - dem würde ich das auch nicht absprechen wollen. (Persönlich sehe ich das aber nicht als kluge Wahl) Ich würde auch nicht sagen mit diesem und jenem Weg wirst Du gesund. Wichtig sind mir nur  eigene Erfahrungen vorzustellen.

 

  • Gegensätzliches Denken - Die meisten Betroffenen scheuen das Erleben einer Panikattacke und wollen ihr am liebsten nur ausweichen. Das ist verständlich. Das Erlebnis ist nicht schön. Aber wer es wagt, könnte versuchen sein Denken zu verändern. Anstatt zu denken: "Hoffentlich bekomme ich KEINE Panikattacke,"  versucht es einmal so: "Ich weiß nicht, ob ich eine Panikattacke bekomme. Ich schaue einfach ´mal und warte ab". Wer ganz mutig ist, stellt sich vor dem Spiegel und sagt sich laut und mit Energie: "Ich bekomme jetzt hier und auf der Stelle eine Panikattacke". In der Regel wird nichts passieren. Ich hatte z.B. eine große Angst davor ohmmächtig zu werden. Viele Jahre hatte ich geglaubt durch eine sensible, innere Überwachung jederzeit in mich hineinzuhorchen zu müssen, um ja keine Ohnmacht zu verpassen Was das für ein Stress war! - Kein Wunder, dass mir jeden Tag schaurig, schwindelig gewesen war und ich oftmals mit butterweichen Knien durch die Wohnung geschlichen war. Megaanstrengend war es dazu gewesen.  Irgendwann - auch mit der Hilfe der Therapie - hatte ich vor dem Spiegel gestanden, die Fäuste geballt und mir gesagt:: "Los, Du wirst nun auf der Stelle jetzt ohnmächtig!". Ich habe mit den Füßen gestapft, die Augen zugekniffen und …. `? Ihr könnt Euch denken, was geschah. Nämlich nichts! Das habe ich  noch einige Male gemacht. Irgendwann gelangte ich an diesen Punkt und begriff, dass mein Warten und "Horchen" nichts mit einer Ohnmacht zu tun hat. Ohnmächtig kann jeder von uns werden - jederzeit - theoretisch . Glaubt der Betroffene also wirklich, dass sein "Aufpassen" etwas beeinflussen könnte, wenn er bei jedem Symptom-Piep Groß-Alarm auslöst? Auf einer Ohnmacht kann sich niemand vorbereiten. 
  • Die Zukunft  - Angst vor der Angst. Was ist das genau? Eine Erwartung, wie etwas werden könnte? Du hockst also vor einer Glaskugel und schaust in die Zukunft. Dabei schießen verschiedene, mögliche Horror-Szenarien durch den Kopf. Du wirst zum phantasievollsten Drehbuchautor eines Katastrophenfilms.  Ein Katastrophenfilm? Ja, denn mehr ist es nicht. Denn auch Du weißt nicht, was in den nächsten 5 Minuten passieren wird, oder in der nächsten Minute, Sekunde! Du bist bestimmt schon aus Situationen geflüchtet, weil die Angst übermächtig geworden war. Du hattest Dir nicht mehr vorstellen können das ALLES noch länger ertragen zu können. Genau da liegt das Problem. Du hättest es ertragen.  Du kannst/konntest es nur nicht glauben. Das konträre Denken (die schlechte Zukunft-Prognose) hatte Dir einen Strich durch das tatsächliche Erfahren gemacht. Du hast schon vorher das Weite gesucht, ohne zu es erleben, was wirklich passieren würde. Zugegeben, dass ist in einer absoluten "Panik-Situation" alles andere als einfach. Aber wer behauptet schon, dass es einfach ist. Die meisten fahren ihre eigens entwickelten "Abwehr-Mechanismen" hoch. Sie wollen der Situation möglichst schnell entfliehen. Es gibt unendlich viele Anleitungen "gegen die aufkommende" Panik anzugehen. Aber funktioniert das? Gekämpft habe ich persönlich immer. Wie ein Raubtier, aber geholfen hatte es nicht.. Erst als ich das Kämpfen aufgab, war das erlösend. Da gibt es ein eindrucksvolles YouTube Video. Stelle Dir dabei vor die Fliegen sind Deine Ängste. 
  • Denkkreisel - Schon morgens ist der erste Gedanke "Angst, Panik" und abends ist es Dein letzter. Dein Tag zentriert sich auf das Befinden, die Angst. Du passt Dein Leben auf alles an. Wird es ein guter Tag - wird es ein schlechter Tag? - Mit diesem Hin und Her und eintönigen Klagen wird es auch für das Umfeld schwierig. Gestehe Dir ein, dass Du an diesem Thema festhängst,  es Dich unentwegt beschäftigt und Du ständig in Dir horchst. Dabei gehen Dir viele Momente verloren, die neben Dir stattfinden. Du erlebst sie nur am "Rande". Du hockst in Deiner Welt, der Angst. Das ist schade. Anstatt bibbernd an der Kasse im Supermarkt zu stehen (Wie lange dauert das noch? Mir wird schon wieder komisch! Was sollen die Leute denken, wenn ich jetzt hier durchdrehe, umkippe?) könntest Du auch einfach einmal die Situation erfassen. Was siehst Du? Was hörst Du? Schau Dir alles genau an. Verlasse mit Deinen Gedanken Deine Innenwelt und erfahre die Außenwelt. Das läuft nämlich bei einer Angststörung gewaltig schief. Stelle Dir das so vor: Eine alte Vinyl-Schalplatte die an einer Stelle festhängt und immer wieder das gleiche Stück eines Songs abspielt. So in etwa ist es bei dir im Kopf, wenn sich alles um die Angst dreht. 

TEIL3  folgt 

 

 

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