Aufgewacht - aus einem endlosen Traum

Morgen geht es mir wieder gut.

Morgen werde ich einen schönen Tag erleben.

Ohne Angst - gefüllt mit Freiheit und Lebenslust.

Aber erst morgen, nicht heute,

 

Schwere Zeiten sind kaum auszuhalten. Sie rollen wie eine Dampfwalze an, die alles gnadenlos niederschottet. Emotionen., Lebenslust, Alltag, Freundschaften, - die Liste zeigt sich endlos. Mit einem Paukenschlag hatte es irgendwann angefangen. Es war nur nicht zuordenbar gewesen. Wie auch?

 

Beschrieben wird diese, primäre Panikattacke, wie ein Entree zum Minuten-Tod. Auch wenn sie nur einen flüchtigen Moment des Lebens angedauert hat, beheftet sie doch viel mehr. Sie überdeckt wie Wolken die Sonne, lässt immer mehr und mehr Dunkelheit entstehen. Das Licht wird weniger und nichts ist einfach mehr so wie es war. Was nun folgt beschreibt sich als ein großes Frage- und Antwort-Spiel. Noch nie zuvor stand das Wort "Warum" so hartnäckig fordernd im Raum.  Niemals zuvor gab es im Alltag nur noch dieses eine Thema. "Angst". Es vergeht kein Tag mehr, an dem es Dich nicht beschäftigt. Ob morgens, mittags, abends oder des nachts. So treu war Dir noch niemand - nicht einmal die beste Schulfreundin.Urplötzlich entsteht diese Sucht.  Die Sucht möglichst schnell Erklärungen und Antworten zu finden - für den veränderten, nur schwer aushaltbaren Zustand. Eine wahre Informationsflut liefert viele Theorien. Sie klingen plausibel, einfach und doch erscheinen sie doch allesamt wie der höchste Gipfel des Himalaya Gebirges. Theoretisch ungeübt unerreichbar. Der Weg ist deutlich - doch diesen zu gehen, jene Veränderungen herbeiführen zu können, scheitert schon beim ersten theoretischen "Probe-Denken". Oder gibt es nicht doch einen wesentlich einfacheren Weg? Um uns herum bieten sich viele Lösungsvorschläge an. Der Hausarzt, der Facharzt, der Therapeut, der Coach, die Familie, der Freundes- und Bekanntenkreis - jeder weiß Rat. Vieles klingt so herrlich einfach. 

 

Angst ist keine Gefahr. Angst lässt nur ein Konvolut harmloser Symptome enstehen. Die Enge im Hals, der ständige Drehschwindel, das Augenflimmern und der schnelle Herzschlag sind alle ungefährlich.  Warum sind sie da? Weil etwas im Leben schief lief? Weil ein Geschehen Deinen Atem geraubt hatte? Weil Dich ein "Shit-Storm" niedergetrampelt hatte? Weil Du so unverhofft in einen Strudel aus sorgenvolle Gedanken geraten bist und nur noch "mitdrehen" konntest und kannst?  Weil einfach alles im Alltag zu viel geworden war/ist? Ja, schwer zu begreifen, dass diese Befürchtungen/Empfindungen und Sorgen keine Gefahr bedeuten können? Hilft es sich sich selbst gut zuzureden? Hilft es die Hand gehalten zu bekommen?  "Keine Angst vor der Angst", flüstert es Dir weich entgegen. Alles ist doch so herrlich logisch und einfach. 

 

Ein kurzes Aufatmen. "Verdammt, es ist doch nur Angst, Ich muss alles nur aushalten, akzeptieren und dann  loslassen!", Das alles klingt doch wirklich nicht wie Utopia und so gar nicht schwierig. Es gibt unzählige Rezepte, Vorgehensweisen und Techniken. In Büchern, in YouTube-Videos,  virtuell oder auch im realen Behandlungswesen. Mit beneidenswerten Ehrgeiz und Pflichtbewusstsein sind viele Betroffene immer wieder neu motiviert, wenn sie eins der neuen Rezepte ausprobieren und testen. Und immer wieder stößt Du auf Erfolgsgeschichten, die Dich ins Zwiespalt versetzen. Was können die, was Du nicht kannst? 

 

Viele wandern von einer Gruppe im Sozialen Netzwerk zur nächsten und sind immer wieder voller Ehrgeiz.  Ein bewundernswertes Verhalten - trotz einer wirklich, diffizilen Ausgangslage eine solche Ausdauer zu entwickeln. Hoffnung ist zum Glück etwas, was sehr wichtig ist. Ich wage zu behaupten, dass Dein bester Therapeut Du selbst bist. Ja, das bist Du wirklich, Das kannst Du gerne glauben. Denn eine Angststörung hat einfach vieles im Leben durcheinandergewirbelt und einfach alles um Dich herum enger und enger macht. . Sie hat Dein Selbstvertrauen/Dein Selbstbewusstsein leiden lassen. Deine ganze Lebenseinstellung verändert und vor allem das Vertrauen in Dir selbst geraubt. Es geht nicht darum zum großen Held zu werden und von heute auf morgen wieder die allergrößte Panik auszuhalten. Es geht auch nicht darum am nächsten Tag aufzuwachen und wieder alles wie "früher" zu erleben. Es geht auch nicht darum, dass alles mit Dir verkehrt gelaufen ist. Nein, darum geht es überhaupt nicht.

 

Vielmehr geht es darum, dass Du viel zu viel nachdenkst.  Du machst Dir unendlich viele Sorgen, beschäftigst Dich mit Deinem Körper, erahnst jede Regung und wirst zur schärfsten Alarm-Anlage Deiner selbst.  Du kannst auch gar nicht mehr anders. Wichtig ist Dir auch der Zuspruch, das Verständnis von den Menschen, die Dein Herz berühreren. Diese Menschen können ja nur ahnen, wie es in Dir aussieht. Wissen können sie es ja nicht. Sie kennen dieses Empfinden nicht.

 

Plötzlich ebbt in Dir auch eine völlig irrealistische Vorstellung vom Menschsein heran. "Perfekt" und "Schön" muss jeder Tag gelebt werden. Mit viel Leichtigkeit und bitte ohne einen Funken Angst. So, wie es "normale" Menschen erleben und nach Deinem Empfinden beschreiben. Deine Gedanken galoppieren stets unendliche Minuten voraus, ohne dass der flüchtige Moment von Dir als solcher richtig wahrgenommen und gelebt wird. Im Eil-Tempo atmest Du und lebst Du. Das ist nicht nur anstrengend, es ist auch nahezu ein unerreichbares Ziel, was Dir nach Deiner ersten Panikattacke hinteralssen worden war. 

 

Schalte einige Gänge herunter! Das Streben nach Perfektion ist unwesentlich - Du bist perfekt, wie Du bist. Ein Mensch mit Schatten- und Sonnenseiten. Sich von der "Angst" abzulenken ist nicht ideal beschrieben und kann schnell missinterpretiert werden. Wenn Du Dich in Deine Panik hineinsteigerst (die kommt nicht von alleine)  dann versuche Dich wieder als Regisseur Deines Lebens in die Realität zu switchen, Kneife Dich ruhige in den Arm und spüre denleichten Schmerz! Das aktuelle Geschehen/Empfinden/Erleben um Dich herum zählt und weniger der Film, der in Deinem Kopf "abläuft" und nicht passiert. Gestehe Dir auch Deine Schwächen ein und erlaube Dir auch nicht in allen Bereichen "der weltbeste" Mensch zu sein. Auch nicht jeder Mensch wird Dich voller Respekt und mit Freundlichkeit behandeln. Nicht jeder wird Dich mögen. Aber das alles ist nicht schlimm. So geht es uns allen.  Schraube Deine Sichtweise - an und rund um das Leben wieder einige Etagen tiefer und raste sie im "Norm-Bereich" fest.  Wir alle sind nur Menschen - nicht mehr und nicht weniger. Wenn Du bereit bist zu sterben, wirst Du mit dem Leben beginnen.

 

 

 

 

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