Fliehe, wenn Du kannst ...

Viktimisierung - etwas was uns 2019 überall begegnete. Auf der Straße im Alltag, in der Arbeitswelt

oder auch in den Medien.

Schon in der Kindheit wird es zu einem

für manche Heranwachsende prägenden Thema.

 

Wenn Du plötzlich wie Luft behandelt wirst! Perfide ist es, und für Außenstehende auch nicht gleich erkennbar. Jeder sechste Heranwachsende hat schon Erfahrungen mit Mobbing machen müssen. Umso wichtiger ist es frühzeitig einzuschreiten und zu reagieren.

 

Eigentlich ein ganz normaler Schultag. Nichts schien ungewöhnlich, als "Julia" (Name geändert) das Klassenzimmer betrat. Und doch begann für den Teenager ein Albtraum. Plötzlich redete niemand mehr mit ihr. Die Schulkameraden rückten zusammen, steckten die Köpfe zusammen - sprachen einfach nicht mehr mit ihr.  "Ich bin taktisch geächtet worden", erkennt sie viele Jahre später.

 

Nicht immer ist Mobbing "laut" oder gleich "erkennbar". Oft geschieht es auch subtiler, wie im Falle von Julia durch Nichtbeachtung. Das heranwachsende Mädchen hielt die Demütigungen aus. Was sollte sie auch tun? Sehr schnell schrumpfte ihr Selbstwertgefühl auf ein Minimum, steckte sie doch selbst in der Pubertät. Julia begann die Erklärungen bei sich zu suchen. "Ich bin dick und hässlich! Ich bin langweilig und es ist kein Wunder, dass mich niemand mehr mag!". Dennoch durchlitt sie die qualvollen Schultage. Konzentrieren konnte sie sich gar nicht. Ihre Leistungen wurden schlechter. So gab es einen weiteren Druck. Mit schlechten Noten vor den Eltern zu stehen und keine Erklärungen zu haben, demoralisierten ungemein. Große Hoffnung setzte das Mädchen auf ihre Lehrer, die das schon mitbekamen, aber schwiegen. Sie traute sich auch nicht sich ihren Eltern zu offenbaren. So trug sie es weiter in sich.

 

Kinder wie Julia benötigen Hilfe. Wenn sie keine Unterstützung bekommen, können sie ihr ganzes Leben unter diesem Erlebten leiden. Wie viele Schüler schikaniert werden, ist nicht genau zu beziffern. Die Präsenz des Themas ist stetig steigend. Mobbing beginnt sogar schon in der Grundschule. In der "Praxis" ist es oftmals extrem schwierig Grenzen zwischen "normalem Auseinandersetzungen" und "Mobbing" zu ziehen. "Stell Dich nicht so an", das klang in vielen Schülers Ohr, die sich Pädagogen offenbart hatten. Es dauert oft sehr lange bis es im Schulalltag auffällt, dass eine Schülerin/ein Schüler über eine längere Zeit schon ausgegrenzt oder anhaltend gequält worden ist.  "Mobber sind oft soziale, interessierte Schüler(-innen), die aufgeschlossen und kontaktfreudig sind" ist eine häufig auftretende Erkenntnis von Pädagogen.


Schikanen passieren aber auch jenseits der Schule. Auf dem Nachhauseweg und stetig ansteigend in den sozialen Netzwerken über das Internet. "Mobbing wird deutlich unterschätzt", da sind sich nicht nur viele Experten klar. Gerade das Internet trägt deutlich dazu bei, dass Mobbing auch nach Schulschluss ein begleitendes Thema bleibt. Dann geht es eben dort und über das Smartphone weiter. Irgendwann passiert es, dass sich Mobbingopfer wie Tanja sich aus dem sozialen Leben zurückziehen und überzeugt davon sind, dass sie Fehler machen. Warum wird in den Schulen gemobbt? Schüler mobben Schüler häufig nur aus einem Grund: Es geht darum andere zu demütigen und zu zeigen, dass sie tun können was sie wollen und sie von niemanden aufgehalten werden können. Menschen, die Gewalt ausüben geht es um Machtdemonstrationen, ein Gefühl von Starksein. um eigene Impulse gegenüber "Schwächeren" durchzusetzen. Im Falle von "Tanja" fand Mobbing über die Sprache statt. In diesem Fall in Begleitung von herablassender Gestik, Mimik und Intonation. Die Verweigerung der Kommunikation als bewusster Impuls "Mit dir rede ich nicht mehr", die dem anderen vor Augen führen soll: "Du bist meiner nicht wert". Tanja sollte herabgesetzt, gedemütigt, lächerlich gemacht werden.

 

Mobbingtäter wollen ihr eigenes Selbstwertgefühl auf Kosten des/der anderen aufbauen. "Bitter ist oft, dass Mobber selbst nicht vorzuweisen haben und deshalb diese Herabsetzung des anderen unbedingt benötigen". Daher entsteht eine Verbindung zwischen Täter und Opfer. Mobbing funktioniert nur durch dieses Zusammenspiel. Stabile Persönlichkeiten können leichter einstecken. Aber es hat auch viel mit der Dauer zu tun. Genau hier ist die Intensität und Häufigkeit entscheidend, ob es als Gewalt empfunden wird. Mobbing funktioniert, wenn ein innerlich unsicherer Täter und ein unsicherer Adressat aufeinandertreffen. Geschieht das, ist eine Eskalation vorprogrammiert. Der Täter, der für sein Selbstwertgefühl Aufmerksamkeit, Applaus und Zustimmung benötigt (auch von anderen) holt sich diese auch zur Not mit Gewalt - auf der anderen Seite steht das Opfer, wie in diesem Fall Tanja, die keinen hohen Selbstwert empfindet und schon wunde Punkte entstehen konnten. So geriet das Mädchen in einen Teufelskreis, der fatale Folgen haben kann. Wenn es keinen Mechanismus mehr gibt den psychischen Angriffen abwehrend gegenüberstehen zu können, dann wird das Selbstwergefühl dauerhaft geschädigt. Julia selbst schlitterte in eine Opferrolle, die sie auch annahm. So verschärften sich ihre eigenen Sinneswahrnemungen für die kleinsten Signale aus ihrer Umgebung.

 

Aus einer solchen, scheinbar festgefahrenen Situation wieder herauszukommen ist nicht einfach. Eine erste Möglichkeit war es für Julia sich Hilfe zu suchen und über ihre Erlebnisse mit einer Vertrauensperson zu sprechen. Dafür gibt es zum Beispiel in vielen Schulen Ansprechpartner. In den meisten Schulen gibt es eine gute Prävention. So kann zum Beispiel eine Intervention in der Klasse von Tanja erfolgen. Ein Gespräch mit den "Drahtziehern" und deren Eltern kann ebenso entscheidend sein für eine Veränderung. Wenn "Mobbing" manchmal aufgedeckt besprochen wird, finden sich nicht selten auch viele Fürsprecher für das Opfer. Viele Schüler verhalten sich oftmals aus eigener Unsicherheit bedeckt oder haben Angst selbst ins Abseits geraten zu können.

 

Auch wenn das Thema nicht im direkten Bezug zu Angststörungen steht, kann es als ein möglicher Auslöser einer solchen Störung vorangehen. Es muss auch nicht in der Schule passieren - es kann überall geschehen. Am Arbeitsplatz, in der Freizeit unter Freunden oder in der virtuellen Welt. Menschen bewerten  "Greta Thunbergs" Klimakampf, beschimpfen Promis im Netz. Sie "bashen" Kinderchöre, wettern über Politiker und politischen Geschehen.

 

Ich wünsche allen FB-Followern einen friedvollen Start in das neue Jahr 2020! Lasst uns Buchstaben nicht zu Waffen schmieden!

 

 

 

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