Empathie - oder was willst Du mehr?

Empathie - oder was willst Du mehr?

 

 

In der Tat ist es nicht einfach mit einer Angststörung zu leben und vor allem auch mit dieser zusammen mit den anderen Menschen zu leben. Sei es Familie, seien es Freunde oder Bekannte - das Miteinander führt immer wieder zu einer emotionalen Achterbahnfahrt.

 

Dabei ist es wertvoll inmitten einer Lebenskrise Menschen um sich herum zu haben, die empathisch reagieren. Für den Betroffenen ist es eine große Stütze, wenn Angehörige verständnisvoll sind und sich ungefähr vorstellen können, wie es dem Betroffenen ergeht. Für sehr viele ist das "Hinein-Fühlen" durchaus möglich, kennen sie doch selbst in so mancher Situation eigene Ängste. Das kann die Angst vor dem Fliegen sein, vor einer Prüfung oder vielleicht auch vor dem Zahnarztbesuch. Es zeigt sich deutlich, dass eine Kommunikation für beide "Seiten" sehr hilfreich ist. Reden! Reden, über das Leben, über das Erleben oder einfach über den Alltag. Was sich ein Betroffener sehnlichst wünscht, ist nämlich, dass er ganz normal als Mensch behandelt wird und nicht als Freak eingestuft wird. "Auf Augenhöhe miteinander umgehen", wird oft gewünscht. Das ist in der Regel ja auch gar nicht schwierig. Oder?

 

Für Betroffene ist es sehr hilfreich, wenn Familie, Freunde oder Bekannte Unterstützung anbieten. Das kann auf ganz vielen Wegen passieren. "Reden, begleiten oder einfach nur schweigen", wünschen sich ebenso ganz viele Angstpatienten.  Gelegentlich wissen aber eben jene nicht richtig damit umzugehen. Hier passiert es immer wieder, dass Menschen im Umfeld eines Angstpatienten dazu neigen dem "Betroffenen" aus Rücksicht Dinge abnehmen zu wollen. Das kann eine Besorgung im Supermarkt sein, aber auch in anderen Bereichen. Was als Hilfe angedacht ist, schadet allerdings einem Betroffenen. Durch die Vermeidung vergrößert dieser sein Angst-Spektrum und verliert weiter an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Er wird dadurch noch unselbstständiger werden. Es ist wesentlich hilfreicher wenn der "Vertraute" dem Angstpatienten vermittelt: "Du, ich glaube an Dich! Du schaffst das!".

 

Gerade Ehepartner, oder Partner von weiblichen Betroffenen neigen dazu aus Liebe alles Unangenehme zu übernehmen. Mir sind zahlreiche "Fälle" bekannt, wo Partner/Ehemänner zu wahren Alltagshelden werden. Sie jonglieren Job, Einkaufen und Kindererziehung - aus Liebe zu ihrem betroffenen Partner.  Genau diese Umstände sorgen dafür, dass der Angstpatient es nur noch schwerer schafft aus seiner "Rolle" schlüpfen zu können. Auch in diesem Fall sind Gespräche mit neutralen Personen extrem wichtig, denn es wird häufig ein emotionales Familien-Manifest um die Situation gebaut.

 

Betroffene neigen auch dazu sich jeden Tag ständig über ihr "schlechtes" Befinden zu beklagen. Sie zentrieren das körperliche Missempfinden und zeigen eine ungewöhnliche Vorstellung (aus der Sicht der Nichtbetroffenen) wie "man" sich in einer Situation zu fühlen habe. Das ist für Nichtbetroffene nur schwer zu verstehen und auch schlichtweg nicht zu begreifen, welche Gedanken bei dem Angstpatienten vorherrschen. Kurzum viele benötigen tatsächlich eine Engels-Geduld, wenn der Partner im Stakkato von seinem Schwindel oder anderen körperlichen Missempfidungen redet. "Das kann wirklich nerven", so ein Ehemann über seine Frau, die an einer Angststörung leidet. Für den Nichtbetroffenen bleibt ja das Wissen, dass die Angststörung keine "tatsächliche" Gefahr für den Partner/Freund(-in) bedeutet.  Es ist auch oftmals schwer mit Betroffenen über andere Themen zu sprechen, denn automatisch lenken Angstpatienten das Gespräch immer wieder zurück zu ihrem Thema, der "Angst". Das machen sie natürlich, weil es sie unentwegt beschäftigt und sich vor jedem Thema "zwanghaft" vorschiebt.

 

Der Betroffene weiß, glaube ich selbst nicht so ganz genau, welche Hilfe er erhofft. Es ist ihm schon klar, dass es keine "Wunderheilung" gibt. Wichtig ist auf jeden Fall sich fachliche Hilfe zu suchen. Irgenwann steckt das Denken in einem Kreisverkehr fest und findet eigenständig keine Ausfahrt mehr.   Freunde, Familie oder Bekannte können ihre Unterstützung anbieten, dem Angstpatienten versichern, dass man fest an ihn glaubt.

 

Eine Wunde kann man verbinden, ein gebrochenes Bein operieren. Gegen Husten hilft manchmal schon heiße Milch mit Honig. Es gibt aber auch psychische Krankheiten. Sie können nicht so einfach behandelt werden. (Zitat Patrik Müller)

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