Trost für alle

Angst ist aktuell. Viel zu selten gerät sie so stark in den Vordergrund, wie im Moment. Oft flüstert sie im Stillen, hinter vorgelhaltener Hand oder in schlaflosen Nächten. Angst soll keinen Raum haben. Sie soll möglichst verschwinden. Sie gehört lieber nicht zum Leben, denn sie fühlt sich nicht gut an. Angst ist ein unschönes Gefühl. Angst gehört betäubt. Aber stimmt das?

 

Die Zeiten sind wirr. Aktuell weiß niemand so richtig was noch alles auf uns zukommen wird. Der Mensch besitzt die Fähigkeit sich schnell auf Situationen einstellen zu können. Vermutlich rettet das unseren Geist und motiviert zum Durchalten.  Viele halten sich an die Empfehlungen der Regierung und versuchen mit viel Geduld den täglichen Schwiergekeiten zu begegnen, aber auch mit Empathie.  Die Nachrichten prasseln auf uns alle ein. Das Leben ist plötzlich nicht mehr leicht. Manche Oberflächlichkeit steht nun zittend an der Wand. In vielen Köpfen steckt viel Angst. Wir wanken.  Und Angst hat viele Gesichter. Ob es die Angst vor der Erkrankung ist, die Exzistensangst oder einfach ein nicht zu beschreibenes Gefühl im tiefen Inneren. Sie ist nicht leicht zu bändigen.

 

Der eine wird stumm, der andere wird laut. Der eine denkt nach, der andere kritisiert. Angst verändert das menschliche Verhalten in sehr unterschiedlichen Richtungen. Ob gut oder schlecht`? Wer ist schon im Recht?

 

Vermutlich hilft diese Krise diverse Themen auch offen auf den Tisch zu legen. Berührungen, Umarmungen fehlen uns. Sie finden gerade nur Platz in der engen Familie. Besuche, liebe Worte, Geschenke, Geburtstage, Osterfeiern - alles das entwickelt sich zu einem ganz anderen Geschehen. War es zuvor doch eine Selbstverständlichkeit. Da schimpfte die Hausmutter am Herd über zu viel Arbeit oder der Ehemann polterte über den Großeinkauf. Und nun? Nun werden wir alle stummer. Wir schweigen. Alles ist einfach anders.

 

Angst ist wesentlich. Angst entsteht durch bildhafte Gedanken, die uns allen in der Zukunft passieren könnten, aber nicht müssen. Und wir berauben uns alle der Phantasie des Erlebten, Miterlebten, Gehörten oder auch Wahrscheinlichen.  Wir werden stiller, halten mehr inne. Wir entschleunigen. Vielleicht greift der eine oder der andere wieder mehr zum Buch oder sitzt zur Lieblingsmusik mit den Füßen wippend auf dem Sofa. Es gibt viele Möglichkeiten aufkommende Ängste zu verdrängen. Ein "Überlebenskampf" der Seele. So viele Menschen werden im Moment sehr kreativ. Wie viele Musiker spielen "Wohnzimmer-Konzerte"? - Wie viele Maler benutzen die Kraft der Farben? Wie viele Autoren greifen tief in die Welt der Buchstaben und vermitteln Texte voller Tiefgang und Mut? Angst leitet uns. Sie geleitet uns in komplett andere Ecken und trägt uns zu Blickwinkeln, die wir alle zuvor nicht hatten sehen können. Wir schauen uns anders an. Überall. Viele Menschen sind süchtig nach Erfolg.

Vielleicht werden wir nicht mehr so schnell unzufrieden sein oder über jede Kleinigkeit wettern? Vielleicht überdenken wir auch ein Schlechtreden über einen anderen  Menschen? Vielleicht schauen wir doch wieder freundlicher zu den Nachbarn um uns herum? Diese Krise kann uns tatsächlich alle kräftig durchrütteln. Wir leben schon ziemlich gefangen in einem Strudel von Materialismus und Raubbau an die Natur. Wir haben verlernt uns über Kleinigkeiten zu freuen. Größer, schneller, weiter und höher! Superlative verschwinden im Nebel des Grauens, denn sie verpuffen in ihrer Unbedeutendheit. Unser Atem hielt so urplötzlich an. Und jeder neue Atemzug wird nicht einfacher werden. Das ahnen wir. 

 

Ich wünsche allen ein schönes Osterfest und friedvolle Stunden!

 

 

 

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